Auszug aus: Feuilleton der Rhein-Neckar-Zeitung vom 20.12.2011

Der Klang der Stadt hat viele Töne

Feuerwerks- und Wassermusiken, Tasten- und Kehlkopflöwen: Musik aus Heidelberg auf CD- Das Spektrum reicht vom Bach-Konkurrenten bis zum Chopin-Schüler

Von Matthias Roth

In Heidelberg lässt sich Musik seit rund 1000 Jahren nachweis, und auch heute ist die Stadt reich an musikalischen Aktivitäten. Wie jedes Jahr erschienen auch heuer zahlreiche CDs mit Heidelberger Musik, von Heidelberger Komponisten geschrieben oder mit hiesigen Musikern interpretiert. Eine kleine Auswahl stellen wir vor:


„Alumni I“:
Es gibt Musik, die geht sofort zu Herzen. Sie kann alt oder neu sein, von bekannten oder unbekannten Komponisten. Der Kammerchor „Alumni Heidelberg“ und sein Leister Werner Glöggler haben nicht nur die gabe, solche Musik zu finden, sondern sie können sie auch in wundervoller Weise präsentieren. So entdeckt man auf der A-capella-CD „Alumni I“ etwa die Werke von Eric Whitacre (*1970), der die Schönheit dissonanter Klänge zum Zentraum seiner Arbeit macht und in den „Alumni“ Interpreten fand, die diese mit äußerster vokaler Diszipliniertheit in reinen Wohlklang verwandelt.
Der Kammerchor, der aus dem KFG hervorgegangen ist, versammelt dabei nicht nur  wundervolle junge Stimmen, sondern auch sehr engagierte Vokalisten, die Werke von Verdi und Mahler, aus der Renaissance und der Moderne ebenso beherzt, wie gekonnt angehen, etwa Raymond Murray Schafers experimentelles „ Miniwanka“, das jeden einzelnen Beteiligten fordert. Eine wunderbare Scheibe! (Bezug über Musikhaus Hochstein.)
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Aus Alt macht Neu macht Alt

Alumni-Kammerchor setzte in der Peterskirche starke Akzente

Von Astrid Mader, RNZ am 4.10.2010

Wer vom deutschen Musikrat gefördert wird, kann sicher sein, dass er Qualität produziert. Die beweist auch Werner Glöggler, Gründer des Kammerchors am Heidelberger Kurfürst-Friedrich-Gymnasium (KFG) und des weiterführenden Kammerchors „Alumni Heidelberg“. Wer überdies auch noch zur Jury des Deutschen Chorwettbewerbs gehört, besitzt nicht nur die Gelegenheit vieles zu bewerten, sondern auch vieles zu hören – insbesondere Neues.

Viel Neues präsentieren der Alumni-Kammerchor und der KFG-Kammerchor nun auch in der Heidelberger Peterskirche: ausschließlich Werke, die im 20.Jahrhundert geschrieben wurden, von Guiseppe Verdi, Gustav Mahler, Krzystof Penderecki und Arvo Pärt bis hin zu ganz jungen Vertretern der Neuen Chormusik von William Hawley über Wolfram Buchenberg und Eric Whitacre bis hin zu Ola Gjeilo. Letztere sind dem breiten Publikum kaum bekannt, doch das muss nicht so bleiben. Denn der Abend lehrte vor allem eines: Das 20. Jahrhundert ist auch eines der musikalischen Rückbesinnung auf Altes und Ältestes, und man tut zumindest den gehörten Chorwerken kaum Unrecht, wenn man sie als sakral bezeichnet.

Von Verdi stammte die Forderung „Kehre zum Alten zurück, und es wird Fortschrittliches entstehen“. Das taten Pärt in seinem „Magnificat“ und Gjeilo mit „Unicornis captivatur“. Beide besannen sich auf die Gregorianik und frühe Mehrstimmigkeit. Penderecki erinnerte in seinem „Cherubinischen Lobgesang“ an die Vokalpolyphonie des 16. und 17. Jahrhunderts sowie russisch-orthodoxe Kirchenmusik. Hawley lässt eine Rückbesinnung auf die Madrigale Monteverdis und Gesualdos zu.

Beide Chöre, vor allem freilich der Kammerchor Alumni Heidelberg, sangen hochsensibel und ließen so manchen unerwarteten Klang aus dem Verborgenen aufblühen. „Hope, Faith, Life, Love“ hieß das Konzert , betitelt nach einem eindrucksvollen Gesang von Eric Whitacre.

Alles in allem zelebrierten die Vokalensembles dieses Wechselbad zwischen alter und neuer Musik vortrefflich.


Requiem für „Estonia“-Opfer

Alumni-Chor in Heidelberg

RNZ, 20.5.2009

am. Staunen ist berechtigt. Denn wer vom „Heidelberger Frühling“ oder den „Schwetzinger Festspielen“ verwöhnt meinte, er würde beim Benefizkonzert des Zonta-Clubs in der Peterskirche Heidelberg vokalen Durchschnitt hören, hatte sich geirrt. Der von Werner Glöggler gegründete „Kammerchor Alumni Heidelberg“ gehört zur Spitze des Chorgesangs. Er erzielte diverse erste Preise bei (inter-)nationalen Wettbewerben, und der musikalische Leiter ist in der Literaturkommission des Deutschen Musikrates sowie Mitglied der Internationalen Federation of Choir Music (IFCM). Beste Voraussetzungen also für einen a-capella-Abend.

Und beeindruckend waren Programm und Ausführung der „WaterNight“ in der Tat. Mit glasklaren Stimmen, die ihre Reinheit auch in höchster Höhe und abgrundtiefer Tiefe nicht verloren, bauten die Sänger verschiedenste Stimmungen auf: Irreales Schaudern vor einem gespenstisch-finsteren Gevatter Tod durchzitterte Hugo Distlers „Feuerreiter“.

Jaakko Mäntyjärvis „Canticum Calamitatis Maritimae“ (komponiert anlässlich der 1994 gesunkenen „Estonia“) berührte durch komplex verwobene Liedtexturen. Hier vermählten sich Atemgeräusche mit Geflüster, in verstörende Stille hingehauchte Psalmen verbanden sich mit Gregorianik, über Rezitative schob sich ein orientalisch-exotisch anmutender Klagelaut. Mozarts „Lacrimosa“, begleitet von einer Geige und einem Akkordeon wirkte durchaus verwirrend, verstörend.

Die Spenden dieses Konzertabends gingen an den ambulanten Kinderhospiz.


Beim Singen sind sie spitze, zum Feiern des Erfolgs bleibt keine Zeit

Der Kammerchor der KFG-Alumni holte sich Top-Platzierungen

Seit sechs Jahren kommen sie aus ganz Deutschland zusammen

Von Kathrin Frank, RNZ am 27.10.2008

Wer nach einem anstrengenden Wettbewerb den ersten Platz überreicht bekommt, will eigentlich nur noch feiern. Normalerweise. Denn so einfach ist das beim Kammerchor Alumni nicht: Die Heidelberger bestanden als einer von sieben Chören die Vorausscheidung für den europäischen Chorwettbewerb „Tonen 2000“ und schafften bei der Entscheidungsrunde in den Niederlanden mit gleich zwei Top-Platzierungen eine kleine Sensation. Chorleiter Werner Glöggler wurde außerdem als bester Dirigent des Wettbewerbs geehrt. Nur mit dem gemeinsamen Feiern gibt es ein Problem: Direkt nach dem Wettbewerb war dazu keine Zeit, und das nächste Mal treffen sich die Musiker erst wieder im März. Bis dahin wohnen die Chormitglieder in ganz Deutschland verstreut, denn Alumni ist ein Projektchor, der nur an drei bis vier Wochenenden im Jahr gemeinsam probt und auftritt. „ Als wir das der Jury erzählt haben, gab es nur eine Reaktion: Die sind so gut, das kann gar nicht sein!“ erzählt Dirigent Werner Glöggler.

Tatsächlich überschlagen sich die Juroren beinahe vor Begeisterung für den Chor aus Heidelberg, in den Jury-Protokollen wird vor allem der harmonische Klang gelobt und mehr als einmal ist die Anmerkung „sehr gut!“ zu lesen. So hochkarätig, wie die Jury besetzt ist- darunter sind renommierte Musiker wie der ehemalige künstlerische Leiter des Leipziger Thomanerchors, Professor Hans-Joachim Rotzsch- will das schon etwas heißen. Und schließlich haben die Heidelberger nicht nur Gold für den geistlichen Teil ihres Programms gewonnen, sondern bekamen für den weltlichen Teil sogar ein „summa cum laude“, die höchste Auszeichnung des Wettbewerbs. Diesen Preis teilen sie sich mit dem als Favorit gehandelten ungarischen Chor, dessen Sänger allerdings ausgebildete Musiker sind. Beim Heidelberger Chor dagegen ist nur der Dirigent ein Profi, alle anderen singen in ihrer Freizeit.

Entstanden ist der Alumni-Chor vor sechs Jahren, als Werner Glöggler sein 25-jähriges Jubiläum als Chorleiter am Heidelberger Kurfürst-Friedrich-Gymnasium (KFG) feierte. „Ich habe fleißig Adressen recherchiert und alle ehemaligen Schüler eingeladen, die schon bei mir im Kammerchor in der Schule gesungen haben“, erinnert er sich. Viele kamen nach Heidelberg, und schnell war klar, dass es nicht beim bloßen Treffen bleiben würde. Alle wollten wieder gemeinsam musizieren, und so war die Idee des Alumni-Chores mit ehemaligen Schülern des KFG geboren.

Etwa 50 Mitglieder hat der Chor heute, je nach Projekt wird daraus ein Ensemble von 25 bis 30 Sängern gebildet, das zu Auftritten durch ganz Europa reist. Die Programme sind eher außergewöhnlich, die Stückauswahl reicht von der Renaissance bis zur Moderne, oft ist auch eine deutsche Uraufführung dabei. „Wir stecken viel Zeit und vor allem viel Herzblut in den Chor“, sagt Christine Ebbinghaus, eines der Gründungsmitglieder von Alumni. Geprobt wird in Heidelberg, allerdings höchstens an vier Wochenenden im Jahr – zu mehr reicht die Zeit nicht, schließlich haben alle Sängerinnen und Sänger auch einen anstrengenden Beruf. „Wir kennen uns aber gut und sind so aufeinander eingespielt, dass das wunderbar klappt“, meint Ebbinghaus.

Die vielen Preise beim Chorwettbewerb in den Niederlanden sind wohl Beweis genug. „Wir freuen uns sehr darüber und sind auch ein bisschen stolz“, verrät Ebbinghaus. „Außerdem“, sagt sie, „ist der Chor durch die Reise noch einmal enger zusammen gewachsen.„Denn auf dem Programm standen nicht nur der Wettbewerb, sondern auch ein Konzert in Den Haag und ein paar entspannte Stunden am niederländischen Strand. Und das, obwohl Ausruhen eher nicht zu den Stärken des Alumni-Chors gehört: Das nächste Projekt ist in Planung, im März findet ein Probenwochenende statt- diesmal für ein Konzert, das im Mai 2009 in Heidelberg zu hören ist.